Hormonstörungen - Androloge / Urologe Hannover
Die Geschlechtshormone des Mannes werden Androgene genannt (griech. Genitiv andrós = Mann, griech. –genes = verursachend). Neben dem bekanntesten Hormon Testosteron gibt es weitere Androgene: Dihydrotestosteron (DHT), Dehydroepiandrosteron (DHEA, ein Prohormon), Androstendion (ASD, „Andro“), Androsteron, Androstendiol. Das Sexualhormon Testosteron hat im Körper des Mannes wichtige Aufgaben. Es wird in den Leydig-Zellen im Hoden gebildet und ist für die Steuerung mehrerer Funktionen zuständig: Stimmbruch, Muskelentwicklung, Körperproportionen, Behaarung wie Bartwuchs oder Brusthaar. Testosteron fördert außerdem das Durchsetzungsvermögen und trägt wahrscheinlich einen Teil zum Maß der Aggressivität des Mannes bei. Letzteres ist allerdings noch nicht hinreichend bewiesen worden. Dem Testosteron ist nicht zuletzt die Reifung der Samenfäden zuzuordnen.
Wie das Hormonsystem funktioniert
Das Hormonsystem wird von zwei Organen aus gesteuert und zwar von einem Teil des Zwischenhirns (Hypothalamus) und der Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Der Hypothalamus ist dafür zuständig, dass sogenannte Freisetzungshormone hergestellt werden. Diese Hormone aktivieren dann die Hypophyse. Sobald diese einen Auftrag erhält, schüttet sie Botenstoffe aus, die wiederum Drüsen veranlassen sich zu aktivieren, sodass diese Drüsen Hormone ins Blut abgeben. Den angestiegenen Hormonspiegel registriert der Hypothalamus und reagiert, indem er die Produktion der Freisetzungshormone einschränkt. Auf diese Weise entsteht ein funktionierendes Hormongleichgewicht.
Störungen des Hormonsystems
Sobald das Hormonsystem nicht mehr gleichgewichtig arbeitet, liegt wahrscheinlich eine Störung vor. Die Hormonproduktion (z.B. von Testosteron) findet dann in der Regel nicht mehr oder nicht mehr ausreichend statt. Zum einen kann eine solche Störung angeboren sein, zum anderen gibt es bestimmte Erkrankungen, die sie hervorrufen.
Einen angeborenen Hormonmangel bezeichnet beispielsweise das Klinefelter Syndrom. Hierbei handelt es sich um eine Chromosomenstörung, d.h. der betroffene Mann besitzt ein Chromosom mehr als andere Männer und es können u.a. Entwicklungsverzögerungen und eine verminderte Testosteronproduktion auftreten.
Anders verhält es sich bei der Pubertas tarda. Wie der Name andeutet, setzt die Pubertät verspätet ein. Auch beim Hypogonadismus handelt es sich um ein Syndrom, bei dem zu wenig Testosteron hergestellt wird. Medizinisch unterschieden werden der primäre, der sekundäre und der tertiäre Hypogonadismus.
Primärer/hypergonadotroper Hypogonadismus: Liegt eine direkte Störung der Funktion der Hoden vor, wird als Folge zu wenig Testosteron gebildet. Die übergeordneten Organe sind dabei intakt und geben die Anweisungen, die die Hoden nicht umsetzen können.
Sekundärer/hypogonadotroper Hypogonadismus: Tritt diese Störung auf, ist die Testosteronproduktion ebenfalls mangelhaft. Der Grund hierfür liegt in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die nicht ordnungsgemäß arbeiten kann.
Tertiärer Hypogonadismus: Ist der Hypothalamus von einer Störung betroffen, die darin resultiert, dass zu wenig Androgen hergestellt wird, so handelt es sich um einen tertiären Hypogonadismus.
Die verschiedenen Formen des Hypogonadismus beschreiben Syndrome wie das Klinefelter-Syndrom (primärer Hypogonadismus) oder das Kallmann-Syndrom (sekundärer Hypogonadismus). Das Kallmann-Syndrom tritt sehr selten auf. Hier bildet sich gar kein Testosteron und somit bleibt die Pubertät ganz aus. Charakterisiert wird das Kallmann-Syndrom durch eine Riechstörung.
Hormonmangel beim Mann: Welche Behandlungen sind möglich?
Je nach Alter kann ein Mangel an Geschlechtshormonen gut therapiert werden. Wurde ein Testosteronmangel durch einen Bluttest vom Arzt diagnostiziert, so wird bei einem Mann, der beispielsweise noch Kinder bekommen möchte, eine Gabe von natürlichem Testosteron angeordnet. Das Androgen kann auf unterschiedliche Weise verabreicht werden:
Injektion von Testosteron: Es gibt Injektionen, die kurz und welche, die länger wirksam sind. Erstere Variante hält ab der Injektion ca. zwei bis drei Wochen an. Zum Zeitpunkt der Injektion steigt der Testosteronspiegel zunächst sehr hoch an und fällt im Verlauf der Zeit immer weiter ab. Diese Methode hat den Nachteil, dass mit dem unnatürlichen Verhalten des Testosteronspiegels eine schwankende Wirkung zu spüren ist. Vorteilhafter ist dabei die länger wirksame Dreimonatsspritze. Durch sie wird ein Testosterongleichgewicht über den gesamten Wirkungszeitraum von bis zu sechzehn Wochen hergestellt.
Testosteron in Form eines Gels: Das hormonhaltige Gel kann auf Oberschenkel, Waden, Bauch, Oberarme oder Schultern aufgetragen werden. Einmal täglich morgens angewandt, nimmt die Haut das Testosteron auf und speichert es zunächst, um es gleichmäßig über den Tag verteilt ins Blut abzugeben. Das Gel ist gut verträglich.
Ölhaltige Testosteronkapseln: Wie wirksam die Kapseln sind, ist nicht vollständig geklärt, weil sie von der Leber recht schnell abgebaut werden. Testosteron in Tablettenform muss mehrmals am Tag eingenommen werden.
Pflaster als transdermale Therapie: Es gibt auf dem internationalen Markt Hormonpflaster, die auf Oberschenkel, Bauch, Oberarme oder Rücken aufgeklebt werden können. Dort geben die Pflaster Testosteron an den Körper ab, zunächst sechzig Prozent und danach die restlichen vierzig Prozent. Da einige starke Nebenwirkungen wie Hautirritationen auftreten können, sind Testosteronpflaster in Deutschland nicht zugelassen.
Testosteronimplantat: In Deutschland nicht gängig sind Implantate, die unter der Haut des Patienten angebracht werden. Es handelt sich dabei um Depots, die Testosteron ausschütten, um den Hormonspiegel im Gleichgewicht zu halten.
Eine weitere Therapiemöglichkeit ist die Gabe der Hormone LH und FSH.